Montag ohne Frage – Kleine Verlage?
Sei gegrüßt.
Manchmal kommt es vor, dass es – aus welchem Grund auch immer – keine Montagsfrage gibt. Oder dass mir die Montagsfrage so gar nicht zusagt.
Es ist schwer völlig spontan einen Beitrag zu schreiben, daher habe ich für diesen Fall ein paar Beiträge vorbereitet. Manchmal beantworte ich eine Montagsfrage, die ich ursprünglich verpasst habe – wodurch der Titel „Montag ohne Frage“ nicht mehr ganz passt – manchmal stelle ich ein Cover vor oder ich erzähle von einem Buch. Denn das Thema Bücher bleibt das Thema für den Montag – Montagsfrage hin oder her. Dies ist ein dieser Beiträge.
Heute möchte ich eine Montagsfrage nachholen, die ich verpasst hatte. Die Frage stellte Antonia ursprünglich am 28. September 2020. Sie wollte folgendes wissen:
Welche kleinen Verlage kennt ihr eigentlich und mögt ihr gern?
Das ist ja wohl genau die richtige Frage für eine Buchhändlerin, oder? Es gibt so viele tolle Verlage – ob groß oder klein – dass sich ein Beitrag darüber allemal lohnt.
Die kleinen Verlage sind aber eher die, die ein klar erkennbares Programm haben. Verlage, die zu einer Marke werden (können). Für mich als Buchhändlerin dienen Verlage als Orientierungspunkte – ich kann ja nicht jedes Buch kennen, das ich verkaufe. Mich begeistern die Konzepte, Ideen und (Nischen-)Programme dieser Verlage.
Was jetzt aber genau als kleiner Verlag gilt, ist nicht weiter definiert. Liegt es an der Anzahl der Titel, die pro Programmhalbjahr erscheinen? Die Mitarbeiterzahl? Der Umsatz?
Ich werde mich in meinem Beitrag auf die in der Buchbranche geläufigere Bezeichnung „unabhängige Verlage“ stützen. Meist sind das auch kleinere Verlage. Nicht immer, aber eben oft.
Außerdem werde ich wirklich nur eine Auswahl präsentieren. Verlage, die mich beeindrucken, zu denen ich eine persönliche Beziehung habe oder deren Bücher ich einfach gerne lese. Im Idealfall trifft natürlich alles drei zu ;-)
Also. Lange Rede, kurzer Sinn. Hier kommt eine Auswahl der (kleinen) unabhängigen Verlage (in alphabetischer Reihenfolge), die ich sehr mag und die wirklich mehr Leute kennen sollten:
(Ich verlinke immer die Verlags-Homepage. Klicke einfach auf den Verlagsnamen um dorthin zu gelangen.)
Be.bra Verlag
Be.bra steht für Berlin-Brandenburg. In erster Linie bringt dieser Verlag Bücher heraus, die genau damit zu tun haben: Mit Berlin und/oder Brandenburg. Selten gibt es auch mal Ausreißer, aber die Hauptzahl hat etwas mit diesen Regionen zu tun. Das können Sachbücher, Ausflugs- und Reiseführer oder auch Romane sein.
Der be.bra Verlag ist aber auch Herausgeber der Japan Edition. In dieser Reihe erscheinen zeitgenössische sowie klassische Romane der japanischen Literatur.
Für mich als Fan der japanischen Literatur – und Japan-Fan im Allgemeinen – eine wahre Schatzkammer.
Davon abgesehen sind Verlager Hopp und Programmleiter Zagolla wirklich sympathische Zeitgenossen, mit denen man sich auf Branchen-Partys gut unterhalten kann.
Cass
Cass ist ebenfalls ein Verlag mit einem klar erkennbaren Programm: Japanische und koreanische Literatur.
Na, das ist ja wohl der Verlag für mich, oder?
cass widmet sich der Vermittlung herausragender japanischer Belletristik und Kriminalliteratur. Zu unseren Autoren gehören Choukitsu Kurumatani, Kazuki Kaneshiro und Arimasa Osawa – in Japan große, preisgekrönte Namen, im Deutschen Neuentdeckungen. […]
Der Verlag legt Wert auf erstklassige Übersetzung und schöne Ausstattung. Festeinbände brauchen und haben ein Leseband, die Umschläge zieren originäre Holzschnitte und Zeichnungen deutscher und japanischer Künstler.
Sorgfalt in Ausstattung und Lektorat gilt auch für die historischen Japanbeschreibungen, den zweiten Schwerpunkt des Programms, und die moderne koreanische Literatur, der sich der Verlag seit kurzem ebenfalls geöffnet hat.
– Der Cass Verlag über sich, Verlags-Homepage, Startseite (Stand: 24.03.21, 09:09 Uhr)
Ich kann jedes einzelne Wort davon unterschreiben. Genau das ist es, wie auch ich den Verlag wahrnehme, wofür er in meinen Augen steht.
Edition Pastorplatz
Eigentlich sollte man meinen, dass ein Verlag, der hauptsächlich Bilder- und Kinderbücher verlegt mich nicht so dermaßen begeistert. Tja, falsch gedacht.
Ich liebe die Bilderbuchillustrationen von Mele und bisher sind die Bilderbücher aus diesem Verlag die einzigen, die bei mir einziehen dürfen.
Davon abgesehen sind Mele und Bernd zwei super liebe Menschen, die sich das Recht erworben haben, mich Öhrchen zu nennen. ^^‘
Eifelbildverlag
Ein weiterer Regional-Verlag, diesmal ist meine Heimat, die Eifel, Thema. Neben Ausflugs- und Reiseführern und Sachbüchern, wartet der Eifelbildverlag mit Kinderbüchern und opulenten Bildbänden auf.
Die Bücher sind modern gestaltet und brechen mit jedem Klischee, das man über Regional-Literatur haben mag. Es sind fantastische Geschenke – nicht nur für Eifel-Fans.
Verleger Sven sowie Designer Björn durfte ich bereits während meiner Ausbildung kennenlernen und es ist immer wieder eine Freude, die beiden zu treffen.
mare
Du möchtest Meer? Dann wirst du beim mare Verlag definitiv fündig.
Jedes Buch, dass dort erscheint hat in irgendeiner Weise mit dem Meer zu tun – mal mehr, mal weniger.
Ich halte Verleger Nikolaus Gelpke für eine Art verrücktes Genie. Ich durfte ihn bisher leider noch nicht persönlich kennenlernen, aber ich bin trotzdem ein großer Fan.
Gelpke ist selbst Meeresbiologe, das Thema „Meer“ lag also nahe. Begonnen hat sein Verlag allerdings mit der bekannten Zeitschrift „mare“.
Mittlerweile gibt es neben dieser eben auch ein ausgezeichnetes Buchprogramm sowie ein Fernseh- und ein Radioformat. Vielfalt und klares Thema par excellence.
Matabooks
Matabooks ist noch recht jung und startete ursprünglich mit Notizbüchern. Mittlerweile gibt es aber auch Romane und Kinderbücher in ihrem Programm.
Das Besondere an Matabooks? Graspapier.
Matabooks ist der erste Verlag in Deutschland, der Bücher und Notizbücher aus Graspapier herstellt. Alle Bücher sind vegan, fair produziert und nachhaltig – und sie duften wunderbar nach Heu. Ich bin einfach ein so großer Fan dieses Konzeptes, dass ich meinen Chef jetzt zwei Jahre lang genervt habe – mit Erfolg wohl gemerkt – und wir endlich auch Matabooks im Laden führen.
Mixtvision
Innovation? Check. Richtig gute Kinder- und Jugendbücher? Check. Mixtvision lohnt auf alle Fälle einen Blick.
Ich bin fasziniert von ihren innovativen Ideen – etwa Apps zu Büchern – und glaube, dass ihre Arbeit Richtungsweisend sein kann für die Buchbranche. Was jetzt nicht heißen soll, dass es für jedes Buch eine App geben sollte…
Mein Lieblingsbuch aus dem Verlag ist und bleibt übrigens „Väterland„.
Pendragon
Berühmt für Krimis, bekannt für mehr. Das Motto ist hier wirklich Programm.
Das ich ein gigantischer Fan des Verlages – und v.a. von Verleger Günter Butkus – bin, muss ich Stammlesern schon gar nicht mehr sagen. Schon öfter habe ich über Verlag, Verleger und deren Bücher gebloggt. Etwa hier, hier oder hier.
Pendragon macht einfach tolle Bücher, die vermutlich gar nicht in mein Beuteschema gerutscht wären, hätte ich nicht Günter kennengelernt und wäre er nicht mit so viel Feuereifer bei der Arbeit.
Bonus: Die Kurt Wolff Stiftung
Die Kurt Wolff Stiftung ist zwar kein Verlag, dient aber der Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene und versteht sich als Interessenvertretung unabhängiger deutscher Verlage (vgl. Die Stiftung, Stand: 24.03.21, 9:43 Uhr).
Wer sich also gerne mal über unabhängige (kleine) Verlage informieren möchte und noch mehr entdecken möchte, als ich hier bieten kann, dem sei der Katalog dieser Stiftung ans Herz gelegt. Es gibt diesen sowohl in Printform (einige Buchhandlungen legen ihn auch oder man findet ihn auf Buchmessen) als auch als Online.
Deine
Marina
(DarkFairy)