Mein Senf zu: Dear Martin

Sei gegrüßt.

Nachdem ich „Colin in Black & White“ geschaut hatte, wollte ich unbedingt noch eine Weile in der Rassismus-Thematik bleiben. Das war einfach ein Thema, dass mich da gerade besonders beschäftigte. Ich habe mir also eines meiner noch ungelesenen Bücher zu aus dem Bereich geschnappt und es verschlungen. Hier und heute gibt es meinen Senf dazu.
Und ja, es gab zwischendurch eine andere Rezension, aber die zu „Frauen Literatur“ fiel mir irgendwie leichter. Das Buch habe ich aber tatsächlich erst nach diesem heutigen hier gelesen ^^‘

Allgemeine Infos

InhaltsangabeEckdaten
Cover von "Dear Martin von Nic StoneJustyce McAllister ist einer der Besten seiner Klasse, Captain des Debattierclubs und Anwärter auf einen Studienplatz in Yale – doch all das interessiert den Polizisten, der Justyce die Handschellen umlegt, nur wenig. Der Grund für seine Verhaftung: Justyce ist schwarz. Und er lebt in den USA im Jahr 2017.
Titel  Dear Martin
Autor*in  Nic Stone
Übersetzer*in  Karsten Singelmann
Verlag  Rowohlt rotfuchs
ISBN  978-3-499-21833-0
Seiten  256
Erscheinungsdatum  24.04.2018
Preis  18,- € (Hardcover)

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Stand: 07.03.2022

Mein Senf

Das was im Klappentext als Handlung steht, umfasst den Anfang der ganzen Geschichte. Du kannst dir vorstellen, dass ich etwas verwirrt war, als nach wenigen Seiten die Handlung, die ich erwartet hatte durch war. Aber zum Glück machte das Ganze das Buch nur komplexer und tiefgängiger.

Das Buch ist in zwei Teile unterteilt.
Der erste Teil behandelt in erster Linie Alltagsrassismus und Debatten über Racial Profiling.
Der zweite Teil zeigt auf, wieso Racial Profiling nach wie vor ein Problem ist, wieso unsere Gesellschaft Rassismus (leider!!!) nicht so einfach überwinden kann, wie ich und so viele andere, besonders betroffene, Menschen es sich wünschen würden. Hier spielen auch Berichterstattung und Medien eine zentrale Rolle. Außerdem umfasst der zweite Teil die Verarbeitung und Auseinandersetzung der Hauptfigur Justyce mit dem zu Grunde liegenden Ereignis.

„[…] die meisten Leute brauchen das Gefühl, dass all das verrückte Geschehen auf der Welt irgendeinen Sinn ergibt. Diese Pappnase von einem <Experten> da eben möchte lieber glauben, dass du und Manny Kriminelle seid, als annehmen zu müssen, dass ein Polizist mit zwanzig Jahren Berufserfahrung sich ein vorschnelles Urteil aufgrund der Hautfarbe gebildet hat. Er identifiziert sich mit dem Polizisten. […]“

„Tja, das ist
sein Problem. Warum sollte ich darunter leiden müssen?“

„[…] Ich weiß, dass das scheiße ist, entschuldige, und es ist ganz bestimmt nicht fair. Aber diese Leute sind darauf angewiesen, Tisons Handlungsweise zu rechtfertigen. Sie
müssen glauben, dass du ein böser Bube bist, der bekommen hat, was er verdient, damit nicht ihr ganzes Weltbild zusammenbricht.“

– S. 189; Dear Martin

Das ist das Problem: Niemand rüttelt gerne an den Grundfesten seiner Weltvorstellung – wie z.B. auch unser ehemaliger Innenminister Seehofer vor zwei Jahren eindrucksvoll gezeigt hat, als er die Studie zu Racial Profiling innerhalb der deutschen Polizei abgesagt hat, da es ja nicht geben kann was verboten ist. Dass mit dieser Argumentation die Polizei als solche ad absurdum geführt wird, schien ihn dabei nicht wirklich zu stören…
Es ist also an der Zeit, endlich ein paar Weltbilder zum Einsturz zu bringen. Dabei können Bücher, wie „Dear Martin“ oder auch „The Hate U Give“ , zu dem besonders der zweite Teil einige Parallelen aufweist, helfen.

Noch deutlicher – und damit erschreckender – als bei „The Hate U Give“ , wird in „Dear Martin“ das Motiv „Egal wie sehr du dich anstrengst, alle werden immer zuerst deine Hautfarbe sehen“ behandelt. Es ist Fakt, dass marginalisierte Gruppen (gleich welcher Ausprägung) sich immer mehr anstrengen müssen als die vorherrschenden Mitglieder der Gesellschaft – in unserer nach wie vor patriarchalisch geprägten Gesellschaft sind das in der Regel weiße hetero, cis Männer – und das ist einfach in jeder Hinsicht unfair. Auch hier können Bücher helfen zu sensibilisieren.
V.a. ist es auch wichtig, dass es eben nicht nur Bücher mit Mädchen in der Hauptrolle gibt – da diese im Jugendalter statistisch gesehen mehr lesen gibt es da auch viel mehr Bücher mit Identifikationsfiguren – sondern auch welche mit Jungs, wie eben „Dear Martin“.

In „Dear Martin“ werden im Übrigen verschiedene Textarten gemischt.
Neben dem „normalen“ Romantext gibt es Dialoge im Theater-Stil, Briefe und Nachrichten-Transkripte. Ist der Wechsel von Textarten im ersten Moment etwas verwirrend und gewöhnungsbedürftig, zeigen sich aber schnell die Vorteile: Der Text wird ungemein aufgelockert, in Dialoge gelangt so mehr Tempo und das Buch wird auch für eher Lesefaule spannender und zugänglicher.

Deine
Marina
(DarkFairy)

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