Mein Senf zu: Colin in Black & White

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Colin Kaepernick, Quarterback in der NFL, wurde international bekannt, als er sich 2016 aus Protest gegen Rassismus weigerte, während der Nationalhymne zu stehen, bzw. als er niederkniete. Selbst Donald Trump, damals noch nicht Präsident, hatte eine Meinung dazu und forderte Kaepernick aus der Liga zu werfen. Letztlich kam es so: Nach der Saison 2016 wurde er in die Free Agency entlassen und hat seitdem keinen neuen Verein gefunden.

Als ich mich entschieden habe, „Colin in Black & White“ zu schauen, wusste ich davon nichts.
Ich wusste weder wer Colin Kaepernick ist, geschweige denn was er so macht und was zum Henker die Free Agency ist. Ich fand einfach den Trailer überzeugend. Also genau genommen, nicht mal der ganze Trailer, sondern einfach diese kurze Sequenz, die bei Netflix automatisch läuft, wenn man einen Titel auswählt, aber nicht startet.

HandlungDatenBesetzung
Im Mittelpunkt dieser Dramaserie um Colin Kaepernick stehen seine prägende Jugend und seine Herausforderungen in puncto ethnischer Herkunft, Kultur und Gesellschaft.
Originaltitel  Colin in Black & White
Anbieter  Netflix (Stand: 06.03.2022)
Produktionsland  USA
Erscheinungsjahr  2021
Spieldauer  ca. 30 Minuten pro Folge
Folgen / Staffeln  6 Folgen in einer Staffel
Genre  Drama, Coming-of-Age, Gesellschaftskritik
FSK  ab 12
Idee  Ava DuVernay, Colin Kaepernick
Produzent Colin Kaepernick
Figur(en) Schauspieler*in Synchronsprecher*in
Erzähler bzw. er selbst Colin Kaepernick Karim El Kammouchi
Colin Kaepernick (als Jugendlicher) Jaden Michael Tom Raczko
Teresa Kaepernick Mary-Louise Parker Alexandra Wilcke
Rick Kaepernick Nick Offerman Bernd Vollbrecht

Es gibt noch weitere Rollen.

Trailer

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Der deutsche Trailer ist leider auf dem offiziellen Kanal nicht mehr verfügbar.

Mein Senf

Ich habe die Serie in einem Rutsch durchgesuchtet, weil ich einfach nicht aufhören konnte zu schauen. Einfach alles daran hat mich direkt in seinen Bann gezogen.
Ganz besonders die Sequenzen mit Kaepernick (also dem echten, dem Erzähler so zu sagen) haben mich begeistert. Kaepernick wirkt einfach unfassbar sympathisch, selbstsicher und eloquent. Dass es kein einfacher Weg bis zu diesem Punkt war, zeigt die Serie sehr deutlich.

Die Serie an sich – ohne die Zwischensequenzen – kommt wie eine typische Teen-Drama-US-Serie daher. Es geht um einen Jungen, der seinen Platz sucht, der unbedingt Football-Spieler werden will und der aufgrund seiner Ethnie Anfeindungen erfährt.
Allerdings ist das Ganze mit wirklich guten Schauspielern umgesetzt. V.a. aber die deutsche Synchronfassung ist top – für mich sind die Sprecher*innen einfach richtig gut gewählt. Die Stimmen passen sowohl zum Erscheinungsbild, als auch zum Charakter der einzelnen „Figuren“.

Ein riesiger Pluspunkt an der Serie ist in meinen Augen, dass sie unterhält und gleichzeitig – jetzt kommen wir zu den Zwischensequenzen – Wissen vermittelt. Kaepernick geht auf historische Persönlichkeiten und Begebenheiten ein, nimmt Stellung zu gesellschaftlichen Fragen oder erklärt Zusammenhänge im Bezug auf Rassismus.
Rassismus ist generell das Thema der Serie. Ja, es geht in meinen Augen zwar auch um Kaepernicks sportliche Laufbahn, aber eigentlich möchte er auf die Missstände in unserer heutigen (und im Besonderen der amerikanischen, denn da spielt es ja) Gesellschaft aufmerksam machen. Und das gelingt ihm, bzw. allen an der Serien Beteiligten, wirklich sehr gut.

Die Serie ist durchzogen von Szenen voller Alltagsrassismus und Mikroaggressionen. Die Serie ist zwar nicht unbedingt subtil, aber dafür umso eindrücklicher. Besonders wie mit Mimik und Gestik gearbeitet wird, um nicht immer direkt rassistische Äußerungen einzubauen, ist genial.
Mich erschreckten vor allem die rassistischen Äußerungen und Verhaltensweisen seiner Eltern (v.a. der Mutter, der Vater hielt sich generell – vatersterotyp – eher zurück). Ich möchte nicht Spoilern, daher verweise ich nur auf die beiden Folgen „Cornrows“ und „Crystal“ . Mich würde interessieren, ob dies ebenfalls auf Tatsachen beruht, aber soweit ich gelesen habe, hat Colin auch heute noch ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Falls es auf Tatsachen beruht, konnten sie zumindest, wie es scheint, darüber sprechen. Colin wirkt nicht wie jemand, der sowas unangesprochen ignorieren würde.

Allgemein führte die Serie bei mir dazu, dass ich gerne mehr über Colin Kaepernick erfahren würde. Dabei interessieren mich eher sein Engagement als Aktivist und er als Mensch, denn sein Dasein als Sportler. Football interessiert mich eben nicht so.
Gleichberechtigung ist mir dagegen ein Anliegen. Ich bin mir bewusst, welche Privilegien ich (auch leider heute noch) aufgrund meiner ethnischen Zugehörigkeit und sexuellen Orientierung genieße und auch wo noch Grenzen liegen, aufgrund meines Geschlechts. Die Serie hat mir dies erneut vor Augen geführt.
Ich bin ehrlich: Natürlich bin ich froh, diese Privilegien zu genießen, aber ich wünschte mir eben, es wären keine Privilegien, sondern einfach der Normalzustand für alle Menschen. Daher bewundere ich Kaepernick sehr für seinen Protest, obwohl oder gerade weil er wusste welche Wellen dies sicher schlagen würde.

Die Serie ist also unbedingt sehenswert – unabhängig davon, ob du Sport-/Football-Fan bist oder Colin Kaepernick kennst. Aber Vorsicht: Mich machte die Serie hin und wieder sprachlos aber vor allem machte sie mich wütend. Das könnte dir auch passieren. Aber es lohnt sich! Versprochen.

Deine
Marina
(DarkFairy)

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