Mein Senf zu: Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?
Sei gegrüßt.
Der Juni ist fast schon wieder vorbei. Der Juni gilt als Pride Month und steht somit im Zeichen der Rechte queerer Menschen. Ich glaube, dass manche Ablehnung queeren Menschen immer noch aus Unverständnis resultiert. Dem kann man in nachfolgenden Generationen Abhilfe schaffen, indem man aufklärt und bildet – und zwar so früh wie möglich. Daher möchte ich heute ein wirklich tolles Sachbuch vorstellen, mit dem das möglich ist…
Allgemeine Infos
„Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?“ ist der Begleiter für alle Kinder und Jugendlichen, die mehr über die diversen Formen von Genderidentität erfahren wollen. Es ist kein trockenes Aufklärungsbuch, sondern begleitet Kinder und Jugendliche spielerisch und humorvoll auf Augenhöhe bei ihrer Erkundung der unbekannten Welt von Gender und Diversität. So werden Begriffe erklärt, aber auch Hilfestellungen zum Beispiel im Fall von Mobbing gegeben. Im Mittelpunkt steht immer die Ermutigung, sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Titel | Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*? – Dein Begleiter in die Welt von Gender und Diversität |
Autor*innen | Linda Becker & Julian Wenzel |
Illustrator*in | Birgit Jansen |
Übersetzer*in | – |
Verlag | migo (Imprint der Verlagsgruppe Oetinger) |
ISBN | 978-3-96846-046-8 |
Seiten | 128 |
Erscheinungsdatum | 10.07.2021 |
Preis | 15,- € |
Julian Wenzel, Jahrgang 1993, ist in einem kleinen Dorf in Bayern aufgewachsen. Er zog nach Stuttgart, um an der Hochschule der Medien crossmedialen Journalismus zu studieren. Inzwischen lebt er in München und arbeitet als Fotograf, Journalist und Moderator unter anderem für den Bayerischen Rundfunk. Er hört Musik extra laut, liebt die Berge und kuschelt gerne mit seinem Freund.
Mein Senf
Ein wirklich tolles und informatives (Kinder-)Sachbuch!
In kurzen Texthäppchen wird kindgerecht und gendersensibel erklärt, was es mit verschiedenen Begriffen aus der LGBTIQ*-Community auf sich hat. Begonnen wird dabei logischerweise mit dem Akronym „LGBTIQ*“ selbst. Sogar für mich waren die Texte noch lehrreich, auch wenn ich mich schon länger mit der Thematik befasse.
Auch wenn zumindest eine*r der Autor*innen selbst zur queeren Community gehört, kommen bekannte Aktivist*innen und Menschen aus der Community zu Wort. In Interviews und kurzen Statements, erzählen sie von ihren eigenen Erfahrungen und bringen die Sachinformationen so auf eine persönliche Ebene. Diese Verknüpfung von persönlicher und Sachebene halte ich für sehr wichtig und hier durchaus gelungen.
Richtig gut, gefällt mir, dass das Buch aber nicht allein auf die queere Community fokussiert ist, sondern den Bogen etwas weiter spannt und beispielsweise auch gegen Geschlechterklischees argumentiert. Leser*innen werden immer wieder aufgefordert sich selbst zu reflektieren. Die Fragen sind dabei ganz unterschiedlich, z.B.:
- Beschreib dich selbst. Welche Eigenschaften von dir magst du am liebsten?
- Hast du dich schon einmal in jemanden verliebt? Wenn ja: Schreibe auf, was du an dieser Person besonders toll fandest!
Einzig recht am Anfang, stolperte ich über zwei Formulierungen, die ich nicht so gut fand:
In vielen Teilen der Welt ist es nämlich nicht okay, LGBTIQ* zu sein.
– Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?, S. 14
Doch, das ist überall okay, es ist nur leider oft verboten oder es wird den Menschen zumindest sehr schwer gemacht. Dass es die Mitgliedern der queeren Community in Ländern wie z.B. Russland oder Iran sehr schwer haben wird im nächsten Satz erläutert. Ich fände es besser, würde da nicht „nicht okay“ sondern eher sowas wie „in vielen Teilen der Welt gibt es Gesetzt, die LGBTIQ*-Menschen das Leben schwer machen“ stehen. Das dann eben näher ausgeführt.
Genauso mochte ich persönlich die folgende, kurz danach kommende Formulierung nicht:
Bei uns in Deutschland ist es okay, schwul, lesbisch oder sonst was zu sein […]
– Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?, S. 14
Echt jetzt? „Sonst was“?. Wie wäre denn „oder allgemein queer“. Ich finde, sonst was klingt irgendwie… abwertend. Aber vielleicht bin ich was Formulierungen und Sprache angeht auch einfach sehr empfindlich und andere – vor allem queere Menschen, weil um die geht es hier, nicht um mich! – finden das gar nicht so schlimm…
An anderen Stellen kommen dann aber richtig tolle Beispiele und Vergleiche, die alles etwas deutlicher machen. Z.B. der hier:
Zum Vergleich: Es gibt auf der Welt etwa so viele intergeschlechtliche Menschen, wie es rothaarige Menschen gibt.
– Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?, S. 18
Das war auch einer der Fakten, der für mich neu und super interessant war.
Insgesamt bin ich aber begeistert von dem Buch. Kurz und knapp, kindgerecht und gendersensible geschrieben, bildet es ein fantastisches Grundlagenwerk für die Thematik. Der Verlag stuft das Buch ab 11 Jahren ein. Ich denke man kann es auch schon jüngeren Kindern geben – bzw. mit ihnen gemeinsam lesen – wenn sie Fragen haben oder allgemein interessiert sind. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch ab 8 Jahren gut nutzbar ist, aber letztlich kommt das natürlich auch immer sehr aufs Kind an.
Deine
Marina
(DarkFairy)