Mein Senf zu: Anne with an E

Sei gegrüßt.

Nachdem ich Anfang des Jahres zum wiederholten Mal Downton Abbey durchgeschaut hatte – ja ich habe die Serie (und die Filme) mehrfach gesehen und bin ein rieeeeesen Fan – brauchte ich dringend eine andere, (für mich) neue Serie, die so um 1900 herum spielt (plus/minus 30 Jahre).
Meine Wahl fiel schließlich auf „Anne with an E“, die schon ewig auf meiner Watchlist stand…

HandlungDatenBesetzung
Die Geschwister Matthew und Marilla Cuthbert wollen einen Jungen adoptieren, der sie bei der Arbeit auf der Farm unterstützen soll. Durch ein Missverständnis kommt aber stattdessen ein Mädchen bei ihnen an: Die quirlige, phantasievolle Anne Shirley. Anne gewinnt die Herzen der beiden und darf bleiben.

Die Serie begleitet Anne beim Erwachsenwerden mit allen Höhen und Tiefen. Besonders ihre Klugheit, Vorstellungskraft und Wortgewandtheit führen dazu, dass Anne nicht nur das Leben der Cuthberts verändert, sondern auch Einfluss auf das kleine Städtchen Avonlea nimmt. Dass sie dabei auch so manche Hürde zu nehmen hat, überrascht nicht…

Originaltitel Anne (Staffel 1)
Anne with an E (ab Staffel 2)
Anbieter Netflix
Produktionsland Kanada
Erscheinungsjahr(e) 2017–2019
Spieldauer ca. 45 Minuten pro Folge (Pilotfolge: ca. 90 Minuten)
Folgen / Staffeln 27 Folgen in 3 Staffeln
Genre Drama, Historisch, Coming-of-Age
FSK  ab 12
Idee Moira Walley-Beckett
Regie* Niki Caro (1; Pilotfolge), Paul Fox (7), Amanda Tapping (4), Anne Wheeler (4), Norma Bailey (3), Helen Shaver (2), Ken Girotti (2), Sandra Goldbacher (1), David Evans (1), Patricia Rozema (1), Kim Nguyen (1)
 Drehbuch* Moira Walley-Beckett (12; u.a. Pilotfolge), Shernold Edwards (4), Jane Maggs (4), Kathryn Borel, Jr. (2),  Amanda Fahey (2), Naledi Jackson (2), Tracey Deer (2)
 Produktion Northwood Entertainment, Canadian Broadcasting Corporation
 Musik Amin Bhatia, Ari Posner
 Kamera Bobby Shore
 Editor Lisa Grootenboer, D. Gillian Truster

*In Klammern steht die Anzahl der Folgen, für die die Person verantwortlich war

Stand: 04.04.2024

Figur(en) Schauspieler*in Synchronsprecher*in
Anne Shirley Amybeth McNulty Yamuna Kemmerling
Matthew Cuthbert R.H. Thomson Axel Lutter
Marilla Cuthbert Geraldine James Ulrike Johannson
Gilbert Blythe Lucas Jade Zumann Vincent Borko
Diana Barry Dalila Bela Celina Borko (Staffel 1), Alice Bauer (ab Staffel 2)
Rachel Lynde Corinne Koslo Karin Buchholz
Josephine Barry Deborah Grover Daniela Strietzel
Cole Mackenzie Cory Grüter-Andrew David Denemark

Es gibt noch viele weitere Rollen.

Trailer

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Mein Senf

Ich bin ehrlich: In der ersten Folge brauchte ich ein wenig, um mit Anne warm zu werden, aber dann wurde mir klar, dass sie „eine verwandte Seele“ ist, wie sie es ausdrücken würde. Auch mir wurde als Kind durch aus öfter mal gesagt, dass ich zu viel rede. Auch ich hatte (und habe immer noch) eine große Vorstellungskraft. Und auch ich habe mich nicht immer an alle gesellschaftlichen Regeln gehalten, nur weil „mensch es eben immer schon so gemacht hat“.

Mit dieser starken weiblichen Hauptfigur verstehe ich völlig, warum „Anne auf Green Gables“ von Lucy Maud Montgomery, die Romanvorlage für die Serie, zum Kinderbuchklassiker wurde. Erstmals veröffentlich 1908, bildete Anne sogar das Vorbild für Pippi Langstrumpf.
Ich habe den ersten Band der Buchreihe, also eben „Anne auf Green Gables“ aufgrund der Serie gelesen. Die Serie weicht zum Glück doch deutlich davon ab. Sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie mensch einen Kinderbuchklassiker dem heutigen Zeitgeist anpassen kann, ohne das der Kern verloren geht.

Die Serie „Anne with an E“ ist überraschend feministisch und noch überraschender auch Stellenweise queer. Es werden damalige, vorherrschende Grenzen und Vorurteile in Bezug auf „Rasse“ und Hautfarbe (Bash; v.a. Staffel 2) und Kultur (Ka’kwet; Staffel 3) überschritten, in Frage gestellt und v.a. überwunden. Insofern ist die Serie ebenso gesellschaftskritisch.
Anne ist ein weltoffener Freigeist und lässt sich nicht durch Konventionen und gesellschaftliche Normen beirren. Sie ist ein strahlendes Beispiel dafür, wie wir Menschen einander begegnen sollten – und wie gesagt: Meiner Meinung nach passt das alles wunderbar zu der Anne, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Lucy Maud Montgomery entworfen wurde.

Möglich macht diese Modernisierung u.a. das grandiose Schauspiel aller Beteiligten. Allen voran ist aber tatsächlich Amybeth McNulty in der Hauptrolle zu nennen. Sie bringt Anne einfach auf den Punkt.
Zum überzeugenden Schaupiel kommen tolle Bilder, eine umwerfende Kulisse sowie ein stimmiges Musikarrangement.
Eine kleine Auffälligkeit, die mir gefallen hat: An den Drehbüchern haben ausschließlich AutorINNEN gearbeitet. In der eher männlich dominierten Filmbranche durchaus ungewöhnlich, glaube ich.

Letztlich kann ich nur noch mal betonen, wie gelungen die ganze Serie ist. Ich wünsche mir viel mehr solcher Serien: Entertainment, aber nicht flach, kritisch und divers, ohne dass es Hauptthema ist.
„Anne with an E“ ist absolut sehenswert und leider schon vorbei. Das Ende bleibt offen, sodass sich eine 4. Staffel hätte anschließen können – diese wird aber wie es scheint leider nicht kommen – aber für mich vollkommen in Ordnung und nicht unbefriedigend.

Deine
Marina
(DarkFairy)

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