Mein Senf zu: Nur drei Worte (Love, Simon)

Sei gegrüßt.

Das ich immer etwas spät dran bin für Bücher (oder Filme und Serien), die irgendwie einen (kleinen) Hype erleben, die durchstarten und weitere Formate erhalten (also Bücher, die verfilmt werden; Filme, die Spiele erhalten o.ä.), ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr. Meist lese ich – ich beziehe mich jetzt mal nur auf die Bücher, bei Filmen ist es aber auch so – solche Bücher gerade aus dem Grund nicht, weil sie gehypt werden. Jaja, so eine kleine Anti-Haltung ist einfach in mir verhaftet.

Jedenfalls habe ich es jetzt fünf Jahre nach Erscheinen der Hardcover-Ausgabe (die ich hier vorliegen habe) endlich „Nur drei Worte“ gelesen. Mittlerweile ist die Story wohl besser unter dem Titel der Verfilmung bekannt: „Love, Simon“.

Allgemeine Infos

KlappentextEckdaten
Cover der Taschenbuchausgabe von "Love, Simon"Was Simon über Blue weiß: Er ist witzig, sehr weise, aber auch ein bisschen schüchtern. Und ganz schön verwirrend. Was Simon nicht über Blue weiß: WER er ist. Die beiden gehen auf dieselbe Schule und schon seit Monaten tauschen sie E-Mails aus, in denen sie sich die intimsten Dinge gestehen. Simon spürt, dass er sich langsam, aber sicher in Blue verliebt, doch der ist noch nicht bereit, sich mit Simon zu treffen. Dann fällt eine der E-Mails in falsche Hände – und plötzlich steht Simons Leben Kopf.
Cover der Taschenbuchausgabe von "Love, Simon"Ich gebe dir hier die Daten vom aktuellen (2021) Taschenbuch, da meine Hardcover-Ausgabe (ISBN 978-3-551-55609-7) vergriffen ist.

Titel  Love, Simon (ursprünglich: Nur drei Worte)
Autor*in  Becky Albertalli
Verlag  Carlsen
ISBN  978-3-551-31995-1
Seiten  320
Erscheinungsdatum  29.04.2021
Preis  8,99 € (Stand: 17.11.2021)

Mein Senf

Das Buch ist unterteilt in den „normalen“ Erzählstrang und den Mailwechsel zwischen Simon (alias Jacques) und Blue. Ich mag diese Mischung aus Brief-Roman und „normalem“ Roman irgendwie. Die E-Mails laufen nebenher, beziehen sich zwar auf den Rest, aber da die beiden Schreiber ihre Identität nicht preisgeben, eben nur sehr lose. Die Mails und die Anonymität im Netz sind in meinen Augen besonders wichtig für das Buch.
Gerade auch die Offenheit, mit der Simon und Blue sich schreiben, wie sie einfach ganz sie selbst sein können, dass ist es was die Liebesgeschichte in diesem Buch so besonders macht. (Oberflächliche) Attraktivität spielt keine Rolle beim Kennenlernen.

Mal ganz nebenbei, findest du nicht auch, jeder sollte sich outen müssen? Wieso ist hetero die Normalität? Jeder sollte sich einfach in die eine oder andere Richtung erklären müssen […]

– S. 152 (Hardcover- Ausgabe 2016)

Mit dieser Meinung steht Simon nicht allein da. Ich sehe das ganz genau so.
In einer perfekten Gesellschaft, müsste niemand sich in dem Sinne outen. Deine Sexualität geht nämlich nur dich was an – und deine/n potenzielle/n Partner*in. Sonst kann es doch allen egal sein.
Ich meine, denk mal darüber nach: Wenn es deine Freunde, Familie oder sonst wen interessiert, ob du nun homo- oder heterosexuell, bi oder asexuell etc. bist, heißt das im Umkehrschluss es interessiert sie auch, mit wem du im Bett bist. Ich will überhaupt nicht, das meine Eltern oder meine kleine Schwester darüber nachdenken mit wem ich was im Bett treibe. Geht die nämlich nix an. Wenn man es gerne erzählen will: Go for it, aber sonst haben alle einfach ihre Nase aus anderer Leute Angelegenheiten zu halten.
Leider leben wir aber nicht in einer perfekten Gesellschaft und daher versuche ich zumindest persönlich nicht über die Sexualität anderer Leute zu spekulieren oder nachzudenken. Ganz ehrlich: Ist mir aber auch total egal, wer mit wem und wie. Solange alles in gegenseitigem Einverständnis passiert: Have fun.

Aber zurück zum Buch ^^‘
Der Klappentext suggeriert, dass es eine Weile dauert, bis „eine der E-Mails in falsche Hände gerät“. Tatsächlich passiert das auf den ersten vier Seiten. Was aber gut ist, denn aus diesem Grund halte ich es nicht für einen großen Spoiler kurz darüber zu sprechen. Falls du es aber lieber nicht lesen willst: Springe zum nächsten Absatz.
Was für ein Arsch muss man sein, sich so in der Privatleben anderer Leute einzumischen? Schon allein zu drohen, jemanden gegen dessen Willen zu outen… echt das Letzte. Vielleicht sollte derjenige mehr lesen…

Ich finde Bücher sind ein tolles und wichtiges Mittel, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Sie schulen im Prinzip Empathie. Und genau das braucht unsere Welt: Mehr Empathie!
Vielleicht gäbe es weniger Rassismus und Ausgrenzung, Mobbing und Hass, wenn die Menschen sich vorstellen könnten, wie das alles für die betroffene Person ist.
Wenn man es so betrachtet, wir plötzlich klar warum bestimmte Bücher immer wieder Schullektüre werden (und ich meine jetzt nicht so Oberstufen-Kram wie „Effi Briest“ oder so, sondern sowas wie „Die Welle“ oder „The Hate U Give„).
Vielleicht sollte man auch mal über „Love, Simon“ oder „In all seinen Farben“ nachdenken. Denn während homosexuelle Frauen in unserer Gesellschaft meist recht gut toleriert werden – oder zu einer Art Fetisch stilisiert werden (aber hey, solange du damit keinem Paar zu nahetrittst oder so… wie gesagt, deine Fantasie, deine Sache) – haben es homosexuelle Männer häufig noch viel schwerer. Wieso das so ist, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar. Vor allem Männer haben eher ein Problem mit homosexuellen Männern als mit homosexuellen Frauen.

Ich schweife schon wieder ab… Sorry, aber diese Thematik regt einfach dazu an.
Also abschließend: „Love, Simon“ ist eine wirklich schöne Liebesgeschichte ohne den übertriebenen Kitsch. Außerdem mit einer gesunden Beziehung, ohne Dominanz und Manipulation seitens eines Partners. Davon hätte ich gerne mehr in diesem Genre. Das Buch fördert außerdem Empathie und Mitgefühl gegenüber Homosexuellen, die in unserer Gesellschaft leider immer noch oft benachteiligt und Ausgegrenzt werden.

Deine
Marina
(DarkFairy)

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