Mein Senf zu: The Boyfriend

Sei gegrüßt.

Ich halte ja nichts von *Guilty Pleasures* – ich steh zu dem, was mir gefällt – aber wenn ich Guilty Pleasures hätte, wären es wohl japanische Datingshows. Kein Wunder also, dass ich mir sofort „The Boyfriend“ anschauen musste, als es vollständig erschienen war.

HandlungDaten
Sechs homosexuelle Männer (ob sich jemand als Bi identifiziert ist, glaube ich nicht ganz klar) ziehen gemeinsam in ein Haus namens „The Green Room“. Im Laufe der Staffel kommen noch weitere Teilnehmer dazu. Die Teilnehmer betreiben einen Coffee-Truck, dessen Arbeitsschicht immer jemand anderes übernimmt. Der Schichtleiter darf einen Begleiter wählen.

Die Show begleitet die Männer bei den Schichten im Truck, sowie bei ihrem Zusammenleben im Haus. Hin und wiedergibt es besondere Events.

– Eigene Zusammenfassung
Originaltitel ボーイフレンド (Bōifurendo)
Anbieter Netflix
Produktionsland Japan
Erscheinungsjahr(e) 2024
Spieldauer 40-50 Minuten pro Folge
Folgen / Staffeln 10 Folgen / 1 Staffel
Genre Reality TV > Datingshow
FSK  ab 12
Kommentatoren Megumi, Chiaki Horan, Thelma Aoyama, Durian Lollobrigida, Yoshimi Tokui

Stand: 20.08.2024

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Mein Senf

Wirklich jeder Mensch kennt das Gefühl, dass es schöner ist nicht allein auf der Welt zu sein. Egal ob es dabei um Körperformen, Vorlieben oder Sexualität geht – nicht allein zu ein lässt uns uns normal fühlen. Representation matters. Repräsentation ist wichtig.
Erst recht gilt dies für Menschen aus marginalisierten Gruppen. Repräsentation führt nicht nur bei „Betroffenen“ bzw. „Gleichgesinnten“ dazu, dass sie sich nicht mehr alleine fühlen, sie führt auch – auf lange Sicht gesehen zur „Normalisierung“ innerhalb der Gesellschaft.

Aus genau diesem Grund wurde es dringend Zeit für Japans erste queere Datingshow: The Boyfriend. Es gibt in Japan bis heute kein Antidiskriminierungsgesetz gegen homosexuelle Menschen. Ich kann mir vorstellen, dass es in dieser noch starreren, in konservativen Geschlechterrollen gefangene, Gesellschaft es noch viel schwerer macht, ein Coming out zu haben. Eine gleichgeschlechtliche Ehe ist in Japan auch noch nicht möglich. Die Datingshow, soll aber die Debatte darum wohl neu entfacht haben, las ich bei der Recherche.

Ebenso las ich folgendes:

Jennifer Robertson, eine Expertin für LGBTIQ*-Kultur in Japan, hebt hervor, dass es mehr braucht als eine emotionale TV-Show, um politische Veränderungen herbeizuführen.

– Männer* Internetportal (siehe Quellen unten)

Klar, eine einzelne Show reicht da wohl eher nicht. Aber wie gerade eben dargelegt, hilft jegliche Repräsentation schon weiter. Ich freue mich über diesen Schritt in die richtige Richtung.

Jetzt mag die Frage auf kommen, ob ich denn auch andere queere Datingshows – wie etwa „Prince Charming“ oder „Princess Charming“ – schaue, um diese als Ally zu unterstützen. Tue ich tatsächlich nicht, aber das liegt daran, dass ich grundsätzlich nur japanische Datingshows schaue.

Zum einen möchte ich natürlich die Sprache lernen und mag es daher, wenn Leute „normal“ sprechen, also kein wortwörtliches Drehbuch befolgen. Aber ich mag vor allem die unfassbar ruhige Art japanischer Datingshows gerne.
Auch „The Boyfriend“ besticht durch fehlendes Drama und dem Ausbleiben von Sexualisierung einzelner Teilnehmer. Was ich da von westlichen Datingshows mitbekomme, scheint gaaaanz anders zu sein. Auch sind die Teilnehmer bei „The Boyfriend“ nicht komplett abgeschottet, sondern gehen z.B. zum Teil auch noch ihrer Arbeit nach, obwohl sie natürlich trotzdem zusammen wohnen. Das führt automatisch zu einer gänzlich anderen Atmosphäre.

Die Teilnehmer der ersten „The Boyfriend“-Staffel – ich hoffe doch sehr, es gibt irgendwann mehr – sind allesamt sehr sympathisch und kommen einfach „echt“ rüber. Na gut… außer Shun vielleicht. Echt ist er schon, aber mir ist er einfach unsympathisch ^^‘

Ein weiterer großer Unterschied japanischer Datingshows ist das Vorhandensein von zwei oder mehr Kommentatoren. In diesem Fall sind es insgesamt fünf Männer und Frauen, die sich immer wieder während einer Folge über die Geschehnisse im Green Room austauschen. Das lockert das Ganze noch mal auf und bringt v.a. den Blickwinkel der japanischen Gesellschaft mit ein.
Diesmal war unter anderem Durian Lollobrigida als Kommentatorin dabei, wohl eine von Japans bekanntesten Drag-Queens!

Deine
Marina
(DarkFairy)

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