Mein Senf zu: Eine Bonnie kommt niemals allein
Sei gegrüßt.
Immer häufiger schreiben Content-Creator*innen auch Bücher. Finde ich ganz gut. Ist noch mal ein anderes Medium und erreicht mitunter nochmal ein ganz anderes Publikum. I.d.R. kaufe ich mir das Buch auch, wenn ich den oder die Creator*in mag.
Bonnie Leben klärt auf Instagram über dissoziative Identitätsstörung auf. Ein Thema, dass mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte. Ihr Buch durfte natürlich bei mir einziehen und wurde sogar so ziemlich direkt gelesen – nicht wie viele andere Bücher die erstmal eeeeewig auf dem SuB liegen ^^‘
Allgemeine Infos
Die Geschichte der Bonnies zeigt ihre Stärke und Resilienz, beantwortet zahlreiche Fragen zu einer faszinierenden Lebensrealität und informiert fundiert über eine Diagnose, die für viele nur in vagen Umrissen existiert.
Titel | Eine Bonnie kommt niemals allein |
Untertitel | Meine Leben mit dissoziativer Identitätsstörung |
Autor*in | Leben, Bonnie |
Illustrationen von | Inka Hagen |
Übersetzung | – |
Verlag | Heyne |
ISBN | 978-3-453-60695-1 |
Seiten | 256 |
Erscheinungsdatum | 24.05.2024 |
Preis (D) | 16,- € |
Mein Senf
Nur für den Fall, dass du den Klappentext oben im Kasten nicht gelesen hast, hier noch mal ein Auszug, der immens wichtig ist, um überhaupt zu verstehen, warum das Buch so wichtig ist:
Bonnie hat eine Dissoziative Identitätsstörung, früher auch multiple Persönlichkeitsstörung genannt. Sie weiß seitdem: Sie ist Viele. Viele unterschiedliche Personen leben in ihrem Körper: eine komplexe Reaktion auf schwere Kindheits-Traumata, zugleich ein wichtiger Überlebensmechanismus und eine große Last.
– Auszug aus dem Klappentext (s.o.)
Es ist normal, dass Kinder noch keine gefestigte Persönlichkeit haben. Diese bildet sich in den ersten Jahren erst aus. Schwere Traumata können die aber verhindern, bzw. eben zu der Ausbildung mehrerer Persönlichkeiten führen. Man geht davon aus, dass die traumatischen Erfahrungen dafür vor einem Alter von fünf (5!!!) Jahren passieren müssen[1].
Soviel zum Grundstein für meine folgende Aussage: „Eine Bonnie kommt niemals allein“ ist ein unfassbar wichtiges und auch sehr persönliches Buch.
Wichtig ist es, da Trauma und Gewalt keine Tabu-Themen sein dürfen. Nur, wenn mensch mehr darüber weiß, wenn mensch akzeptiert, dass es beides gibt, kann etwas dagegen getan werden. Nur dann kann es zu (Früh-)Erkennung von Anzeichen und schnellerer Hilfe kommen. Nur dann kann es professionelle Hilfsangebote geben. Nur (zum Teil) dann können Betroffene – besonders Kinder – auch selbst erkennen, dass das was ihnen da passiert, nicht okay ist.
Persönlich ist es da es eben eigene Erfahrungen sind. DIS ist nicht gleich DIS. Die Bonnies berichten hier eben von ihrem Leben mit DIS.
Die Bonnies – ich weiß nicht mehr genau, wer es war – schrieben in ihrem Buch, dass statistisch gesehen jeder Mensch schonmal jemandem mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung begegnet sein müsste. Uff. Das ist krass. Und genau das meine ich: Ich weiß, dass Menschen in der Lage sind anderen Menschen unvorstellbares anzutun – auch Kindern – aber in meinem mehr oder weniger nahen Umfeld?! Sowas will mensch in der Regel nicht wahrhaben. Dass die Möglichkeit aber zumindest in Betracht gezogen wird, dass ist eines der Ziele, die Bonnie Leben mit dem Buch verfolgt.
Hier nochmal kurz zurück… „Ich weiß nicht mehr genau, wer es war „. An dem Buch „Eine Bonnie kommt niemals allein“ haben insgesamt 20 Innenpersonen (und das sind lange nicht alle, die sich den Körper teilen) mitgearbeitet. Teilweise unterscheidet sich der Stil erkennbar, selbst, wenn man die Personen nicht selbst kennt. Aber jeder Abschnitt ist mit dem Namen der Person und einem Symbol deutlich gekennzeichnet. Im Anhang gibt es nochmal eine kurze Übersicht über alle mitarbeitenden Personen.
Die Berichte sind berührend und teilweise natürlich auch sehr beklemmend. Es werden an keiner Stelle Traumata genau beschrieben, aber das ist auch gar nicht nötig. Es gibt ein paar Andeutungen, das reicht schon.
Kurzum: „Eine Bonnie kommt niemals allein“ ist ein gesellschaftlich sehr relevantes Buch. Es ist aber auch ein Buch über interessante Personen, die (mal mehr mal weniger) in der Öffentlichkeit stehen. Es ist spannend, erschreckend und vor allem aufklärend. Für mehr Akzeptanz, Verständnis und gegen Tabus. Vielen Dank für dieses Buch, liebe Bonnies!
Deine
Marina
(DarkFairy)
[1] Wikipedia.de – Dissoziative Identitätsstörung / Ursachen und Entstehung (Stand: 14.08.24, 18:47 Uhr)