Festival-Saison – So geht’s nachhaltig(er)

Sei gegrüßt.

Sommerzeit ist Festivalzeit. Ich liebe Festivals. Das ist so ein ganz besonderes Feeling. Festivals machen einfach Spaß.
Allerdings machen Festivals in der Regel auch viel Müll. Über die Nachhaltigkeit von Festivals lässt sich durchaus diskutieren. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich Festival – genau wie alles andere im Leben – sich durch aus zumindest nachhaltiger gestalten lassen. Ganz ehrlich nach einem Festival muss es doch nicht so aussehen:

Eine Wiese voll mit Müll. Man sieht vereinzelte kaputte und zurückgelassene Zelte. Im Hintergrund sind Bäume bzw. ein Waldrand zu sehen. Der Himmel ist blau mit weißen Wolken.
Bild von WikimediaImages auf Pixabay

Heute verrate ich dir daher meine Ideen und Tipps, wie ich versuche unseren Festivalaufenthalt nachhaltiger zu gestalten.

Der Weg ist das Ziel

Ja okay, gut. Das ist ein abgedroschener Spruch. Und für mich gilt er in Bezug auf Wacken auch definitiv nicht. Da ist schon das Ziel das Ziel. Die mehrstündige Fahrt mit vermutlich mehrstündigem Stau ist jetzt nicht das, weswegen ich zum Festival fahre.
Trotzdem lässt sich auch schon bei der Anreise etwas machen in punkto Nachhaltigkeit.

Man* kann beispielsweise schauen, ob man* nicht mit dem Zug oder mit (Shuttle-)Bussen zum Festival hinkommt.
Nach Wacken gibt es sogar immer einen Party-Zug, der von München aus bis nach Itzehoe, rund 20 km vor Wacken, fährt und unterwegs, z.B. in Heidelberg und Köln, Metalheads einsammelt. Vom Bahnhof zum Festival und zurück gibt es dann ein Busshuttle.
Außerdem gibt es Wacken-Busse, die aus verschiedenen Städten in Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz zum Holy Ground fahren.

Ich verstehe aber natürlich, wenn man* mit seinem Gepäck nicht mit der Bahn oder dem Bus fahren kann oder möchte.
Uns geht es genauso. Aber wir haben hin und her überlegt, wie wir möglichst sinnvoll gen Norden kommen. Wir sind vier Personen inklusive einem vollständigen Camp für 5 Tage. Statt mit zwei Autos zu fahren – was mal kurzzeitig angedacht war – fahren wir mit einem Auto und nehmen einen kleinen Hänger mit. Insgesamt verbrauchen wir damit vermutlich immer noch weniger Sprit als mit zwei Autos. Schon allein, weil wir automatisch nicht so schnell fahren werden. Ergo produzieren wir auch weniger CO2 – zumindest etwas weniger.

Das Camp – oder: Häuslich einrichten auf dem Zeltplatz

Eine Gruppe Menschen sitzt im Dunkeln unter einer gespannten Zeltplane um einen Tisch und unterhält sich. Zwei Glühbirnen beleuchten die Szene. Außen herum kann man einige Zelte erkennen.
Bild von chulmin park auf Pixabay

Wenn man* dann auf dem Campground angekommen ist, richtet man* sich i.d.R. erstmal häuslich ein. Die nächsten paar Tage wird das kleine Stückchen Land, welches mit Zelt und Co. erobert wurde, zur Basis. Zum Hauptquartier. Zum Festival-Zuhause. Da kann also ruhig ähnlich umsichtig vorgegangen werden, wie beim echten Zuhause.
Die erste Regel lautet daher in meinen Augen: Achte auf deine Sachen und behandle sie pfleglich! Dann kannst du sie auf mehr als einem Festival nutzen. Und ja, mir ist schon klar, dass da auch viele andere Menschen sind, die deine Sachen kaputt machen könnten, aber trotzdem kannst du selbst ja achtsam mit deinem Kram umgehen.

Entsprechend kannst du – bzw. solltest, in meinen Augen – wieder verwendbares Geschirr und Besteck mitnehmen. Teller, Becher und Tassen gibt es sowohl aus Kunststoff als auch z.T. aus Holz oder Metall. Die halten dann nahezu ewig. Genauso können auch einfach Gläser mitgenommen werden. Ich sehe aber ein, dass das sehr auf die Gruppe und den Alkoholkonsum ankommt. Aber wie gesagt gibt es auch ohne Trinkgläser keine Notwenigkeit für Papp-/Plastikbecher, -teller und -besteck!

Das Grillen gehört für viele zum Festival dazu. Wir selbst werden nicht grillen, da wir keine Kühlmöglichkeit haben und es sich nicht lohnt den Grill für nur einen Abend – den der Anreise – mitzuschleppen.
Wenn wir aber grillen würden, würden wir einen kleinen Eimer-Grill mitnehmen. Mir käme unter keinen Umständen ein Einmal-Grill ins Camp -selbst wenn wir nur einmal grillen wollten.
Beim Kauf der Grillkohle würde ich dann ebenso auf Nachhaltigkeit achten. Siegel sind immer eine gute erste Orientierung. Aber es gibt auch Alternativen zu Grillkohle, die genutzt werden können. Mehr Infos rund um das Thema Nachhaltige Grillkohle findest du in diesem Artikel auf Utopia.de (Stand: 09.07.23, 11:17 Uhr).

Wenn alles weggegrillt und das Festival zu Ende ist, dann folgt die zweite und fast noch wichtigere Regel: Nimm deinen Sch*** wieder mit!
Egal ob du ein halbes Wohnzimmer mitgebracht hast oder einfach nur ein kleines Ein-Personen-Wurfzelt – wenn du wieder fährst sollte außer einem Fleckchen platt gedrücktem Gras nichts mehr darauf hindeuten, dass du da warst.

Camp-Küche – es geht mehr als nur Dosenravioli

Damit du gar nicht so viel wieder mitnehmen bzw. aufräumen musst, ist es natürlich hilfreich erst gar nicht so viel Müll zu verursachen. Das größte Einsparpotential bietet hier die Camp-Küche.

Statt nur auf Dosenravioli etc. zu setzen, kannst du auch Proviant im Unverpacktladen einkaufen. Wenn du keine Glasbehälter mitnehmen möchtest kannst du auch Kunststoffdosen – du weißt schon die von diesen legendären Partys oder verwandte Produkte – nutzen.
Ich empfehle auf jeden Fall Couscous, rote Linsen und Instant-Gemüsebrühe. Damit kriegt man super schnell eine einfache Mahlzeit hin, die sattmacht. Die Brühe ist auch gut für zwischendurch, wenn der Magen vielleicht gerade ein wenige rebelliert. Außerdem würde ich trockene Lebensmittel zum Snacken mitnehmen: Nüsse, Rosinen, Kerne oder Bananenchips sind zum Beispiel auch ohne Kühlung ewig haltbar und liefern fix einen kleinen Energieschub zwischendurch.

Apropos Energieschub: Festivalgänger*innen wissen, dass die Tage oft lang und die Nächte kurz sind. Morgens braucht so manche*r daher einen Kaffee. Ich werde ihn definitiv brauchen ^^‘
Allerdings kann ich das Zeug nicht schwarz trinken. Ich brauche Milch. Da es mir bei den aktuellen Temperaturen aber doch etwas widerstrebt eine offene Tüte Hafermilch im Zelt stehen zu haben, dachte ich Milchpulver wäre die perfekte Alternative. Mittlerweile gibt es auch Hafermilchpulver – einen großen Unterschied zur „fertigen“ Milch schmecke ich auch nicht. Etwas wässriger vielleicht, aber für den Kaffee reicht’s. Neben der Haltbarkeit hat Milchpulver natürlich noch den Vorteil, dass es weniger Müll produziert. V.a. sind Getränkekartons meist schwierig zu recyclen, auch wenn sie mit etwas anderem werben… Ich habe mein Milchpulver zudem auch aus dem Unverpacktladen, es kam also nicht mal im Tütchen.
Zum Kaffeeaufschütten kannst du übrigens – wenn du wie ich keinen Instant-Kaffee trinken magst – einen wieder verwendbaren Kaffeefilter nutzen. Die gibt es z.B. aus Edelstahl. Leicht zu reinigen, robust und langlebig. Die kannst du dann auch zu Hause einfach nutzen.

Eine Menschenmenge im dunkeln von hinten. Im Hintergrund in Blickrichtung der Menschen ist eine hell erleuchtete Bühne zu sehen. Die Menschen strecken die Hände in die Luft.
Bild von Okan Caliskan auf Pixabay

Übrigens werde ich meine Gruppe auf Wacken mit folgendem Rezept bekochen (nur ohne Zucchini ^^‘): Couscous-Eintopf

Andenken und Merchandise – Nachhaltiger Konsum

Aber auf einem Festival hängt man* ja nicht nur im Camp rum – obwohl es wohl einige gibt die das tun. Mir wäre das ja zu teuer…
Jedenfalls erkundet man* früher oder später auch das Festivalgelände selbst. Neben den Konzerten gibt es auch viele Stände zu entdecken. Dort gibt es nicht nur leckere – und nicht so leckere – Sachen zu futtern, sondern auch immer ganz viel zu shoppen. Ich liebe es an den Ständen entlang zu schlendern, zu gucken und ja, auch mir was zu kaufen.

Früher habe ich mir gekauft, was mir gut gefiel und was nicht zu teuer war. Aber seien wir mal ehrlich viele Sachen haben dann auch nicht besonders lange gehalten. Ein lustig bedrucktes T-Shirt für 10,- € (oder weniger) kann keine sehr gut Qualität haben. Daher wäre mein erster Tipp – an den ich mich mittlerweile auch selbst halte – Achte auf Qualität. Ist der Stoff besonders dünn? Riecht er chemisch und/oder sehr muffig? Sind in den Nähten Fäden lose? Finger weg. Du ärgerst dich nur nachher, weil du das T-Shirt sehr schnell wieder aussortieren musst.
Viele Festivals und Bands achten mittlerweile bei der Merchandise-Produktion selbst auf Nachhaltigkeit. Halte einfach mal die Augen nach Siegeln offen. Falls du welche findest (z.B. Fair Wear Foundation oder Grüner Knopf): Greif doch lieber dort zu, als bei ähnlichen Konkurrenzprodukten.

Und ja, Qualität hat ihren Preis, aber das geht dann Hand in Hand mit meinem zweiten Tipp in diesem Bereich: Weniger ist mehr.
Musst du wirklich 5 T-Shirts kaufen? Reicht nicht vielleicht eines vom Festival und vielleicht eins von der Band, die dir am besten gefallen hat? (Als Andenken geht eh nichts über ein Festival-Shirt.) Wer weniger kauft, kann für die wenigen Produkte mehr ausgeben und somit nachhaltiger und qualitativ besser einkaufen.
Überleg dir einfach genau, ob du auch nach dem Festival noch lange Freude an deinem Kauf haben würdest.

Wacken Open Air – ein Festival denkt an die Zukunft

Alle Maßnahmen und Ideen in Ehren, aber am besten ist es natürlich, wenn das Festival selbst, also die Veranstalter, ebenfalls auf Nachhaltigkeit achten. Dazu möchte ich nur einen kleinen Exkurs mit dir Teilen: In einem Interview im Rahmen des Buches „WACKEN – das perfekte Paralleluniversum“ wurde Thomas Jensen, seines Zeichen Mitbegründer und -veranstalter des Wacken Open Air, auch zum Thema nachhaltiges Festival befragt:

Ein Festival, bei dem alles irgendwie in einem Kreislauf wiederverwertbar ist. Wo die Felder dadurch, dass wir sie nutzen, eher besser werden als schlechter. Spannenderweise kann man da allein durch die Auswahl der Materialien ganz viel beeinflussen. Diesbezüglich sind wir aber noch weit zurück. Noch weiter zurück als bei der Inklusion. Am Anfang dachten wir, dass das mit dem Müllsammeln schon schön und gut ist. Aber wenn sich viele Menschen treffen, wird auch etwas hinterlassen. Wacken steht ja auch für Freiheit. Deswegen wollen wir auch nicht überall Verbotsschilder haben. Aber wenn wir es mit den richtigen Materialien und Ressourcen hinkriegen, sollte ein Cradle-to-Cradle-Festival möglich sein.

– Polwin-Plass, Dr. Lydia & Gläser, Dr. Michael: WACKEN – das perfekte Paralleluniversum: Was die Gesellschaft von den Metalheads lernen kann, 1. Auflage, S. 307

Ich finde es einfach fantastisch, dass sich Veranstalter eines so großen Festivals ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst sind und nicht nur auf Profit schauen.
Das Müllsammeln auf das er anspricht, ist übrigens eine Aktion, bei der unter dem Hashtag greenwacken dazu aufgerufen wird, den Holy Ground sauber zu halten. Teilt man ein Foto seines sauber hinterlassenen Campingplatzes, kann man sogar was gewinnen. Finde ich eine gute Idee. So saubere Festivalcamps, wie auf diesen Fotos, habe ich noch nie gesehen.

So und jetzt habe ich lange genug meine Ideen ausgebreitet. Ich verbleibe mit noch größerer Vorfreude also vor dem Schreiben dieses Beitrages.

Deine
Marina
(DarkFairy)

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