Sport ist Mord… für Stress
Sei gegrüßt.
„Sport ist Mord“, sagt man ja so schön – den Stress killt er auf jeden Fall.
Theoretisch weiß ich, dass Sport gegen Stress hilft. Praktisch habe ich das nur nie umgesetzt. Bis jetzt…
Derzeit bin ich arbeitslos und daher mit Bewerbungen schreiben beschäftigt. Ich gehe mal davon aus, dass das keiner gerne macht, mich stresst das Bewerben auf jeden Fall total.
Vor einer Weile war dann da eine Stellenausschreibung und ich war unsicher, ob ich mich bewerben soll – es war halt nicht wirklich das was ich suche. Jedenfalls überlegte ich hin und her und das Ende vom Lied war eine totale Blockade. Irgendwie konnte ich mich zu gar nichts mehr aufraffen. Und dann schwang ich mich auf Fahrrad…
Was soll ich sagen: Totales Aha-Erlebnis. Die Blockade verschwand und als ich zurück war, schickte ich die Bewerbung ab.
Also: Sport killt Stress. Wieso genau das so ist, liegt in unserer Biologie begründet.
Ich liebe Bio – habe es ja nicht umsonst studiert – und möchte daher heute nochmal einen „Wissenschaft für Jedermann“-Beitrag mit dir teilen.
Was soll das überhaupt?
Wir beschweren uns fortwährend über unseren ganzen Stress, aber vom evolutionären Grundgedanken her ist Stress eigentlich etwas sinnvolles. Durch die Ausschüttung verschiedener Hormone wie u.a. Adrenalin wird der Körper nämlich in Alarmbereitschaft versetzt.
Das machte durchaus Sinn, standen unsere Vorfahren plötzlich einem Säbelzahntiger gegenüber. Da hieß es dann Kämpfen oder Fliehen. Das war wortwörtlich eine lebenswichtige Entscheidung.
Aber egal für was man sich entschied: Man musste alles geben. Und dabei half eben die Alarmbereitschaft des Körpers.
Herzschlag und Atmung beschleunigen sich. Die Muskeln und das Gehirn werden besser mit Sauerstoff versorgt und sind leistungsfähiger. Der Körper läuft auf Hochtouren.
Der moderne Säbelzahntiger
Gut, Säbelzahntiger begegnen uns heute nicht mehr so oft. Dafür gibt es aber andere Situationen, die uns bedrohlich erscheinen. Situationen, die uns ängstigen oder überfordern. Situationen die uns… naja stressen eben.
Die können für jeden anders sein. Die Reaktion ist aber immer die gleiche wie beim Säbelzahntiger: Alarmbereitschaft.
Da du aber sicher selten z.b. vor deinem Chef die Flucht ergreifst oder dich schreiend auf ihn stürzt – zumindest hoffe ich das – wird der aufgeladene Zustand deines Körpers nicht genutzt. Die Anspannung bleibt.
Auftragskiller bestellen
Um die Anspannung los zu werden müssen wir also etwas tun. Wir können in den Urlaub fahren und uns erholen. Klar, das funktioniert auch. Der Körper baut Stresshormone natürlich auch so wieder ab – nur eben langsam.
Da wir aber nicht permanent in Urlaub fahren können, sondern ganz im Gegensatz eher permanent Stressfaktoren ausgesetzt sind, schafft unser Körper es nicht völlig den Stress so abzubauen.
Den Stress wird man am besten los, in dem man ihn killt. Den Stress, nicht den Chef!
Wir bestellen also quasi einen Auftragskiller. Nochmal: Wir wollen den Stress killen, nicht den Chef.
Der beste Auftragskiller für Stress ist eben Sport. Oft wird Laufen empfohlen. Ich persönlich fahre lieber Fahrrad oder gehe Schwimmen. Aber egal: Hauptsache Sport.
Er simuliert den Kampf und/oder die Flucht. Man powert sich aus, wie man so schön sagt. Letztlich ist man zufriedener, ruhiger, kreativer und ausgeglichener.
Wieso nochmal mache ich so ungerne Sport?
Deine
Marina
(DarkFairy)
Huhu,
kann ich so unterschreiben. Die biochemischen Vorgänge im Körper sind für mich als Bio-Uninteressierte natürlich eher abstrakt, aber ich kann fühlen, wie sehr Sport hilft, um das Stresslevel runterzufahren.
Mein tägliches Yoga-Programm hat mein Leben verändert. Ich bin ausgeglichener, entspannter, habe seltener Spannungskopfschmerzen, Rückenschmerzen und Steifheitsgefühle. Mein Körpergefühl hat sich komplett verändert und verbessert, sodass es mir viel leichter fällt, zuzuhören, was mein Körper mir mitteilt und entsprechend zu reagieren. Ich achte viel intensiver darauf, wie ich mich im Alltag bewege und habe begriffen, wie wichtig meine Atmung für mein Wohlbefinden ist. Tiefe Atemzüge sind wie kleine Geschenke für das Selbst – klingt übertrieben und kitschig, stimmt aber. Die Verbindung von Atmung und Bewegung hilft mir unheimlich, mich auch dann zu erden, wenn der Terminkalender mal wieder explodiert. Seit ich regelmäßig Yoga praktiziere, fühle ich mich wacher, energiegeladener, bewusster und grundsätzlich besser gewappnet für Herausforderungen. Es lehrt mich, meinen Körper als Partner zu respektieren und zu lieben, unabhängig davon, ob er äußerlich perfekt ist oder nicht. Ich habe meinen Körper vorher als selbstverständlich wahrgenommen – mittlerweile bin ich fähig, Dankbarkeit zu empfinden, weil er mein Leben überhaupt erst möglich macht und täglich harte Arbeit leistet. Ich taste mich jetzt sogar langsam an eine gesündere Ernährung heran, weil ich ihm nicht länger ständig irgendwelchen Schrott zuführen möchte.
Laufen bzw. allgemein Ausdauer- und Kardiotraining ist ebenfalls ein toller Sport, weil das Gefühl danach mit nichts vergleichbar ist. Seit Chilli den Kreuzbandriss hatte, schaffe ich es nur noch ein- bis zweimal die Woche, Kilometer runterzureißen (weil ich sie ja nicht mehr mitnehmen kann) und ich kann nicht behaupten, dass ich mich dabei in jeder Sekunde gut fühle, aber danach… Wahnsinn. Endorphine, Adrenalin, all das gute Zeug rauscht durch meinen Körper und gibt mir das Gefühl, etwas GROSSES geleistet zu haben. Der Kopf ist klar, die Muskeln sind warm, weich und locker und wenn ich mir anschließend noch die Zeit nehme, mich ordentlich durchzustrechen, ist Entspannung eine Garantie.
Also ja, macht mehr Sport! Es tut wirklich gut, besonders, wenn man viel sitzt.
Viele liebe Grüße,
Elli
Sei gegrüßt Elli!
Vielen, vielen Dank für deinen langen ausführlichen Kommentar und deine Erfahrungen.
Wie bist du denn zum Yoga gekommen? Mich interessiert das auch sehr, weiß aber nicht wie ich anfangen soll. Hast du einen Kurs besucht?
Liebe Grüße
Marina
Tatsächlich habe ich anfangs einen Kurs im Fitnessstudio gemacht, der sich „Yogates“ nannte und eine Mischung aus Yoga und Pilates war. Das hat mir gut gefallen. Ich habe es einmal die Woche hingeschafft. Dann änderten sich allerdings die Kurszeiten und waren plötzlich nicht mehr mit meinem Tagesablauf kompatibel. Jetzt bin ich eine der zahlreichen Deutschen, die Geld an ein Fitnessstudio zahlen, ohne hinzugehen. xD Muss ich mal kündigen.
Jedenfalls habe ich dann wieder lange Zeit nichts gemacht, bis ich merkte, wie sehr mir die Bewegung fehlt, wie steif ich bin und wie unheimlich ich das Gefühl nach dem Yoga (bzw. Yogates) vermisse.
Irgendwann habe ich einfach mal bei YouTube nach Yoga-Videos gesucht und war überrascht, wie viele kostenlose Anleitungen und Anfänger-Videos es gibt. Ich hab mir dann einfach eine Fitnessmatte gekauft und eines schönen Tages losgelegt. Ich habe mich damit so wohl gefühlt, dass es schnell täglich wurde. Mittlerweile nutze ich vor allem die Kanäle von Mady Morrison, einer Deutschen und Yoga With Adriene, einer Amerikanerin. Beide haben auch Grundlagen-Videos, in denen sie Basic-Haltungen wie den Herabschauenden Hund erklären und zeigen, worauf man besonders achten muss, um sich nicht selbst zu schaden. Ich schaue aber auch gern auf Pinterest vorbei, suche dort nach verrückten Asanas und Erläuterungen, wie diese oder jene Haltung besser klappt (meine aktuelle private Challenge ist die Krähe, eine Armstützhaltung). Ich lese viel dazu und versuche, die 8 Pfade des Yoga so gut wie möglich in meinen Alltag aufzunehmen. Und ich habe in eine richtige Yogamatte investiert, was sich bei täglichem Gebrauch tatsächlich lohnt, obwohl die im Vergleich zu einer einfachen Fitnessmatte sehr teuer sind (50€ aufwärts).
Yoga bereichert mein Leben unheimlich und ich kann dir nur empfehlen, einfach anzufangen. Man muss nicht besonders sportlich und erst recht nicht besonders beweglich sein. Ein Yogi hat mal gesagt „Im Yoga geht es nicht darum, auf dem Kopf zu stehen, sondern fest auf den eigenen Füßen“. Yoga ist kein Wettstreit und es gibt kein Richtig und Falsch. Es geht ausschließlich um den achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper, was auch bedeutet, seine Grenzen zu respektieren. Meine Fersen berühren den Boden im Herabschauenden Hund noch immer nicht und das ist okay. Irgendwann werden sie es. Irgendwann werde ich mein Kniebeuge über meine Schulter legen können. Und irgendwann werde ich während der Krähe nicht mehr abstürzen. Ich genieße einfach den Weg dorthin und freue mich auf den Tag, wenn ich eine neue Asana gemeistert habe. In diesem Sinne: Namaste. :)
Danke für deine Tipps und die Ermutigung. Die Youtube-Kanäle werde ich mir mal anschauen!
Das ist mal ein schöner Post! In meinem Leben gibt es auch eine Menge, die ich weiß und trotzdem missachte … Aber wenn zumindest Sport habe ich langsam wieder in mein Leben einprogrammiert. Nur das Anfangen finde ich manchmal mega schwer, weil kein Säbelzahntiger aus meinem Bildschirm springt und mich aus der Wohnung treibt ;)
Liebe Grüße
Sei gegrüßt Tabea!
Vielen Dank für das Lob! :3
Ich weiß genau was du meinst: Manchmal ist der innere Schweinehund doch einfach zu bequem ;)
Liebe Grüße
Marina
Arbeitslos????? Das ist aber ärgerlich, liebe Marina!
Wusstest Du schon zu Beginn Deiner Ausbildung, dass Du (nach erfolgreicher Prüfung!!!) nicht übernommen wirst. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du recht bald einen Arbeitsplatz findest, der zu Dir passt!
Sport u.ä.: Tja, das ist auch ein Problem bei mir. Ich sollte mehr für meinen Rücken (BSV-OP vor einigen Jahren) tun, aber ich hasse Gymnastik, schon seit meiner Kindheit!
Wünsche Dir einen gemütliche Sonntag, kühl und erfrischend, auch für die neue Woche und sende liebe Grüße
Ingrid
Sei gegrüßt Ingrid!
Es stand nicht seit Beginn fest, aber war doch recht bald zu erwarten. Es werden in diesem Betrieb nicht häufig Azubis übernommen, es lag also an der Firmenpolitik und nicht an mir ;)
Überwinde den Schweinehund und dir geht es bestimmt besser danach. Aber ich verstehe genau was du meinst, von daher. Gymnastik… bäh.
Liebe Grüße
Marina
Bonsoir,
was für ein schöner Beitrag!
Und jap, deine Erfahrungen kann ich bestätigen: egal wie schwer es manchmal ist, den Hinterm für den Sport hochzubekommen… und egal wie sehr ich mich mitten in einer Trainingseinheit manchmal verfluche, mir das freiwillig anzutun – ich habe es danach noch nie bereut, Sport gemacht zu haben! Und netterweise ist das auch mal eine Ausgleichsbeschäftigung, die weder arm, noch dick oder sonstwas macht. :D
Viel Erfolg für deine Bewerbungen wünsche ich dir! <3
Liebe Grüße
Anne
Sei gegrüßt Anne!
Danke für das Lob – und die Erfolgswünsche natürlich auch! :D
Du hast Recht. Man muss für Sport in der Regel nicht extra Geld ausgeben. Vielleicht für ein Fahrrad oder vernünftige Turnschuhe, aber seien wir mal ehrlich: Eigentlich hat jeder doch sowas zu hause, oder? Und wenn nicht, arm macht die Anschaffung sicher nicht.
Genauso wenig wie dick, da hast du auch Recht. Ganz im Gegenteil, macht Sport ja sogar dünn ;)
Liebe Grüße
Marina