Mein Senf zu: Die Kolonie
Sei gegrüßt.
Ich habe vor Kurzem mir mal ein paar Bücher in unserer Buchhandlung angeschaut, die mir nichts sagten. Dabei fiel mir auch der heutige Titel in die Hände. Ich habe ihn nicht direkt gekauft, sondern bin noch eine Weile drumherum geschlichen. Als mir aber klar wurde, dass ich selbiges schon mit dem vorherigen Buch der Autorin gemacht habe und dieses dann nicht bei mir einziehen durfte, dachte ich, ich versuch es jetzt einfach mal. Mich reizte das Thriller mit Vampiren Thema (s. Inhaltsangabe). Dass das Buch was für den Blog sein könnte, hatte ich nicht erwartet…
Allgemeine Infos

Titel | Die Kolonie |
Untertitel | – |
Originaltitel | The Gathering |
Autor*in | C.J. Tudor |
Illustrationen von | – |
Übersetzung | Marcus Ingendaay |
Verlag | Goldmann |
ISBN | 978-3-442-20651-3 |
Seiten | 480 |
Erscheinungsdatum | 22.01.2025 |
Preis (D) | 16,- € |
Mein Senf
„Die Kolonie“ ist ein durch und durch „woker“ Thriller. Es ist auch der erste Roman überhaupt, in dem mir das Wort „woke“ ganz direkt begegnete – in einem eher unüblichen Kontext, das gebe ich zu, es ging nämlich um Vampire. Aber genau das ist es, was ich an dem Buch so gut gemacht finde.
Der Thriller ist ein richtig gutes Beispiel dafür, was ich an Fantasy-Literatur (bzw. an Literatur mit Fantasy-Elementen) so liebe: Diese Art der Literatur ist einfach bestens dafür geeignet unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, ja gesellschaftskritisch zu sein, ohne dabei zu schwer oder aufdringlich zu werden. Mensch kann „Die Kolonie“ einfach als einen spannenden Thriller lesen. Mensch kann aber auch weit mehr herauslesen…
Wir haben hier einen bunten Strauß gesellschaftlich relevanter Themen: Rassismus, Homosexualität, Trans*-sein,
Ich weiß, das klingt verwirrend, aber lass mich erklären was ich meine: Nehmen wir mal das Thema „Trans*-Identität“. Das umfasst im Buch so etwa eine Seite, mehr nicht. Es ist also Thema, aber gleichzeitig nicht. Es wird von dort eine Parallele zu den Vampiren gezogen, wie bei all den anderen Themen auch. Über die Vampire werden im Prinzip all diese Themen bearbeitet.
Naja fast alle, die Hauptfigur Detective Barbara Atkins übernimmt das mit den „Frauen in tragenden Rollen“ und einen Teil der Homosexualitäts-Thematik. Barbara befindet sich nämlich auf dem -Spektrum. Außerdem ist sie eher dick, also auch nicht normschön.
Natürlich kann mensch jetzt sagen, dass es besser wäre, diese wichtigen Themen direkt zu behandeln, aber ich finde, dass muss nicht immer sein. Diese Themen sind so wichtig, aber gleichzeitig auch nicht gerade leicht verdaulich und für viele abschreckend, dass es fatal wäre, wären sie nur in expliziten Büchern enthalten. Sie müssen in der Mainstream-Literatur auftauchen.
Davon abgesehen, gibt es ja auch Menschen wie mich, die sich über gute Unterhaltung mit etwas Tiefgang freuen. Und ja, mensch muss vielleicht ein bisschen mehr nachdenken, aber wenn mensch das Wort „Vampir“ durch zum Beispiel „Dragqueen“ und „aussaugen“ durch „schwul machen“ ersetzt, klingen die Reden von so manchem Vampirgegner auf ganz andere Art gruselig und vertraut.
„Die Kolonie“ ist ein spannender, raffinierter Thriller, mit Fantasy-Horror-Elementen. Bis es tatsächlich aufgedeckt wurde, hatte ich keine Ahnung, wer der Täter war. Es gab viele überraschende Wendung (zumindest für mich) und ich fühlte mich gleichzeitig sowohl gut unterhalten und abgelenkt vom Weltgeschehen, als auch geistig gefordert, aufgewühlt und nachdenklich gestimmt. Eine grandiose Leistung für ein Buch!
Deine
Marina
(DarkFairy)