Mein Senf zu: I am what I am
Sei gegrüßt.
Wenn mensch irgendwo online japanische File oder Serien schauen kann, bin ich am Start. Mit JFF Theater gibt es jetzt einen Streaming-Dienst von der Japan Foundation, der zwar nur wenige Filme anbietet, aber dafür auch kostenlos ist. Davon abgesehen wechseln die Filme alle paar Monate. Ich musste auf jeden Fall was schauen – und siehe da, ein toller Film, der sogar zum Blog passt, kreuzte meinen Weg…
Originaltitel | そばかす (=Sobakasu) |
Anbieter | JFF Theater (bis 01.05.25; kostenlos) |
Produktionsland | Japan |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Spieldauer | 104 Minuten |
Genre | Drama > LGBTQ+ |
FSK | ? (keine offizielle Angabe gefunden, aber so ab 12 denke ich) |
Regie | Shinya Tamada |
Drehbuch | Atsushi Asada |
Produktionsfirma | (not) HEROINE movies |
Musik | Izumi Matsuno |
Kamera | ? |
Schnitt | ? |
Figur(en) | Schauspieler*in | Synchronsprecher*in |
Kasumi ‚Sobakasu‘ Sobata | Tōko, Miura | – |
Maho Yonaga | Atsuko Maeda | – |
Mutsumi Shinohara | Marika Itō | – |
Tsuyoshi Yashiro | Kô Maehara | – |
Junichi Sobata | Hiroki Miyake | – |
Hikaru Tendo | Takumi Kitamura | – |
Trailer
Mein Senf
Ich sage es immer wieder, aber Repräsentation ist wichtig. Das gilt im Besonderen, je seltener das repräsentierte ist, sprich je weiter es von der heteronormativen weißen Mehrheitsgesellschaft abweicht.
Während die meisten, auch wenn sie hetero sind, eine homosexuelle Orientierung noch nachvollziehen können – irgendwie kennen sie das ja, nur eben mit einem anderen Geschlecht – ist Asexualität und Aromantik vermutlich schwieriger zu „verstehen“. Mensch schließt in erster Linie erstmal von sich auf andere – und dass mensch einen anderen Mensch in seinem Leben braucht, ist ja wohl klar, oder?!
Diese Sichtweise vertreten auch v.a. Kasumis Mutter und Schwester. Kasumi stößt auf viel Unverständnis und Übergriffigkeit, weil sie immer noch keinen Freund hat, geschweige denn verheiratet ist. Gerade im teilweise noch recht konservativen Japan definitiv auffällig.
Kasumi hat allerdings eben kein Interesse an einer Partnerschaft oder Ehe. Sie ist aromantisch und asexuell – sprich: sie spürt kein Bedürfnis nach einer romantischen Partnerschaft und keine sexuelle Anziehung.
Sowohl Aromantik als auch Asexualität sind in meinen Augen sehr gelungen im Film dargestellt. Kasumis Gefühle sind glaubwürdig und vor allem verständlich dargelegt. Sie wird nicht als emotionslos oder beziehungsunfähig dargestellt, sondern als ein vielschichtiger Mensch mit eigenen Wünschen und Herausforderungen. Auch die Resignation gegenüber ihrer Familie, die immer mehr zu Wut ob des Unverständnisses ihr gegenüber wird, ist spürbar. Eine tolle schauspielerische Leistung!
Die visuelle Ästhetik des Films wirkt hier unterstützend. Der japanische Film kennt oft zwei Extreme: bunt, laut und überdreht auf der einen und ruhig erzählt mit gedeckten Farben auf der anderen Seite. Dieser Film gehört zur zweiten Kategorie. Das Bild wirkt farbentsättigt und erzeugt so eine nachdenkliche und melancholische Atmosphäre.
Allerdings kann die japanische Erzählweise für uns manchmal etwas ungewohnt sein. So gibt es zum Beispiel ein paar Zeitsprünge im Film, bei denen ich einen Moment gebraucht habe, um zu verstehen, dass sie stattgefunden haben. Ähnlich wie in der japanischen Sprache ergibt sich hier vieles erst aus dem Gesamtzusammenhang.
„I Am What I Am“ ist ein wichtiger Film, der Asexualität mit großer Sensibilität und Tiefe behandelt. Er liefert eine überzeugende Repräsentation einer oft übersehenen Identität und hinterfragt gesellschaftliche Normen und Erwartungen. Er zeigt, dass es wichtig ist, sich selbst so zu akzeptieren wie mensch ist.
Eine absolute Empfehlung von mir – und bis zum 01.05.25 ist der Film noch gratis anschaubar. Du brauchst nur einen Account bei JFF Theater.
Deine
Marina
(DarkFairy)