Montagsfrage: Einband bzw. Editionsform?

Sei gegrüßt.

Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber ich gehe ein. Gerade sitze ich noch im Zug – welcher im Gegensatz seiner Artgenossen mal nicht auf Eisschranktemperaturen gekühlt ist – und hoffe, dass ich das Rollo in meinem Arbeitszimmer unten gelassen habe. Ich weiß es nicht mehr. Ich hoffe auf eine dunkle und kühle Wohnung. Alles über 25°C ist mir grundsätzlich zu warm als Umgebungstemperatur – und die sind hier draußen definitiv überschritten.

Ich versuche – obwohl mein Hirn nahezu seinen Schmelzpunkt erreicht hat – unterbrochen durch kleine Fächer-Pausen, die Montagsfrage zu beantworten.
Heute fragt Antonia von Lauter&Leise folgendes:

Hardcover oder Taschenbuch?

Es geht also um die Art des Einbandes – oder um die Editionsform – nicht aber um die Bindung. Das ist wieder ein anderes Thema.
Folgende Einbandarten werden in unserer handelsüblichen Buchhandelsdatenbank gelistet: GEB, KT, GEH, PP, HL und LN. Was übersetzt soviel heißt wie: Gebunden, kartoniert, geheftet, Papp(bilder)buch, Halbleinen und Leinen. Kartoniert unterscheidet sich nochmal in Taschenbuch (TB) und Klappenbroschur, was sich in der Regel im Preisunterschied bemerkbar macht.

Du siehst, die Frage ob Hardcover oder Taschenbuch ist ein bisschen knapp angesichts der Vielfalt an möglichen Einbänden. Aber gut, um fair zu sein, lassen sich Halbleinen, Leinen und Gebunden unter Hardcover (HC) zusammenfassen.

Warum ich so weit aushole? Also, zum einen liebe ich es einfach über meinen Job als Buchhändlerin zu berichten und einen kleinen Einblick in die Buchbranche zu gewähren. Zum anderen hat jeder dieser Einbände seine Berechtigung und wird von mir bei verschiedensten Büchern geschätzt.

Hardcover

Ich bevorzuge HC bei bestimmten Buchkategorien bzw. Warengruppen oder ab einer gewissen Dicke des Romans.
Z.B. ginge ein Bildband oder ein sehr aufwendig gestaltetes Kochbuch – was nach meinem Empfinden immer eher Richtung Bildband geht und von mir tatsächlich weniger als Rezeptsammlung beim Kochen genutzt wird – kartoniert gar nicht. Das muss schon HC sein.
Leinen oder HL halte ich für Kochbücher wiederum total ungeeignet, falls sie nämlich doch mal den Weg in die Küche finden ist ein Stoffeinband aufgrund von Gerüchen und Fett furchtbar unpraktisch.

Ab 500 Seiten Umfang – bei dickem Papier auch früher – halte ich auch bei Romanen das HC für wesentlich besser und für mich durchaus wünschenswert.
Ja, sie sind schwer, nicht unbedingt günstig und brauchen mehr Platz, aber sie sind nun mal auch um ein Vielfaches stabiler und bekommen durch das Lesen keine unschönen Leserillen.

Ich bin aber ja nicht nur Leserin, sondern ein Stück weit auch Sammlerin. Es gibt also auch Bücher, bei denen ich gerne bereit bin für einen Leineneinband mehr zu zahlen.
Erst kürzlich habe ich Haibun von Bashô (Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung) erstanden. Wunderschön gearbeitet, aber für 29 € auch nicht gerade ein Schnäppchen. Es sieht aber einfach fantastisch aus so wie es ist.

Taschenbuch

Kartonierte Einbände – egal ob klassisches Taschenbuch oder Klappenbroschur – bevorzuge ich für sämtliche Unterhaltungsliteratur bis max. 500 Seiten – je nach Papierdicke auch weniger. Also alles, was ich, vorrangig vermutlich sogar unterwegs, einfach konsumieren möchte und nicht sammeln oder so. Bücher, die mir einfach Spaß machen beim Lesen. Bücher, wo es in allererster Linie um die Geschichte geht und zu denen ich keine besondere Verbindung habe – Harry Potter z.B. habe ich als HC und würde die Reihe auch nicht als TB haben wollen.
.oO(Zwar kann ich Leserillen auch hier nicht leiden, aber dann wird das Buch eben nicht so weit geöffnet…)

Kochbücher, die ich auch wirklich als solche nutze – also nicht als großes Bilderbuch für Erwachsene – mag ich auch lieber mit Kartoniertem Einband. Da ist es mir nicht so schade drum, wenn dann doch mal was drankommt. Ein gutes Beispiel dafür sind die kleinen Bücher von GU. Das sind einfach Gebrauchsgegenstände für mich.

PP und GEH

Beide Einbandarten haben definitiv ihre Berechtigung, allerdings tangieren PP mich persönlich nur peripher – berufsbedingt habe ich halt damit zu tun. Wenn ich irgendwann mal Kinder habe, werden Papp(bilder)bücher auch für mich interessanter, aber derzeit besitze ich keine davon.

Dagegen stehen auch ein paar Bücher in meinem Regal die geheftet sind. Klingt erstmal nicht sehr hochwertig, aber die Bücher sind ein kleiner Geheimtipp für Bibliophile. Die Rede ist von der Reihe Poesien des Alltags aus dem Verlag Edition Zeitblende.

Gab es da nicht noch was?

Logisch gibt es da noch was! Das E-Book ist nämlich bisher komplett hinten runtergefallen, lässt sich doch hier nur schwerlich von einem „Einband“ sprechen. Daher hatte ich eingangs auch den Begriff „Editionsform“ mitaufgenommen.

Auch E-Books haben durchaus ihre Berechtigung.
In den Urlaub nehme ich den E-Reader z.B. am liebsten mit. Ich weiß ja nicht vorher, worauf ich Lust habe und hier habe ich eine Auswahl dabei, die aber quasi nichts wiegt und auch nicht viel Platz im Koffer braucht.
Ebenfalls ein Vorteil des Readers: In der Sonne blenden die Seiten nicht so, da sie eher grau als weiß sind. Zumindest ist das bei meinem der Fall.

Leseexemplare für die Arbeit frage ich auch gerne als E-Book an, da es häufig Bücher sind, die zwar gerne lesen möchte, um sie besser verkaufen zu können, die ich aber privat nicht unbedingt haben muss und die mir folglich nur Platz im Regal wegnehmen würden.

Das sollte jetzt aber auch reichen. Wer hätte gedacht, dass man sich über 800 Wörter lang über Editionsformen bzw. Einbandarten auslassen kann? Ja na gut, wenn ich ehrlich bin könnte ich sicher noch mehr schreiben ^^‘
Stattdessen möchte ich die Frage weitergeben – die Antwort darf auch gerne kürzer ausfallen. Was bevorzugst du: Hardcover oder Taschenbuch?

Deine
Marina
(DarkFairy)

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