Von Büchern und Autoren

Seid gegrüßt.

Was ist das eigentlich mit diesen Büchern? Mit dem Lesen an sich? Was fasziniert uns daran so? Und wie um alles in der Welt kann es sein, dass man so mit Figuren, die es gar nicht im realen Leben gibt, mitfiebert und sie vermisst wenn sie sterben oder das Buch zu ende ist?

Zu diesem Thema kam ich, als ich letzte Woche in Blutklingen von Joe Abercrombie las und eine Figur auftauchte, die hätte tot sein sollen. Ich persönlich habe nie so richtig an den Tod dieser Figur geglaubt und das, obwohl es wirklich typisch gewesen wäre, da der Tod immer sehr schnell die Figuren ereilt, die ich mag. Aber als diese Figur nun in dem neuen Buch auftauchte, unter neuem Namen und viel älter, weil ja mehrere Jahre vergangen waren, habe ich es direkt bei ihrem ersten Auftreten vermutet. Und als ich dann sicher war, bin ich, Jubelschreie von mir gebend, durchs Wohnzimmer gehüpft.
Da kam in mir eben die Frage auf, wie es kommt, dass ich mich über die Rückkehr einer fiktiven Figur so freue, als sehe ich nach Jahren einen alten Freund wieder.

Die Antwort ist so simpel wie seltsam: Weil es sich genau so angefühlt hat. Es war nicht einfach nur eine Figur in einem Buch. Es war jemand, mit dem gemeinsam ich schon so viel durchgemacht hatte. Und genau deshalb liebe ich es, zu lesen und meine Bücher sind mein Heiligtum. Und ich weiß, dass viele von euch genauso empfinden.

All die wunderbaren Bücher offenbaren neue Welten, in die wir so gerne reisen, in die wir in gewisser Weise flüchten. Ich glaube, man liest gerne, weil man mal etwas anderes „sehen“ möchte, weil das eigene, alltägliche Leben zu langweilig oder auch zu aufregend ist.
Wir wollen etwas erleben, was uns in der Realität nicht möglich ist oder was uns vielleicht auch Angst macht. Wir können Mörder begleiten oder Polizisten bei ihren Ermittlungen beobachten. Wir können mit skrupellosen Kämpfern in den Kampf ziehen und Fehden austragen.
Genauso können wir aber in Welten flüchten, in denen Alles gut ist, in denen ganz klar ist, dass die Protagonistin am Ende den Mann ihrer Träume erobern wird. Wo feststeht, dass der Protagonist der Held ist.

Ohne ein Wort gewinnen wir Freunde und Feinde. Wir schließen Figuren ins Herz oder verabscheuen sie. Wir feiern und trauern mit ihnen. Sie geben uns so viel, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Natürlich weiß ich, dass sie niemals echte Freunde ersetzen können, aber es fühlt sich schon oft nach Freundschaft an. Gut, sicher einer einseitigen, da ich nicht glaube, dass ich den Figuren sehr wichtig bin, aber trotzdem genieße ich die Ausflüge mit ihnen :)

Ich ziehe den Hut vor jedem Autor, der es vermag, die Menschen in den Bann ihrer Geschichten zu ziehen und so lebensechte Figuren zu entwerfen.
Ich weiß, dass mir das auch hin und wieder gelingt und ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass die Menschen in meine Welten fliehen würden. Aber noch ist es nicht soweit. Noch habe ich kein Buch veröffentlicht.
Daher danke ich an dieser Stelle all den Autoren, die uns mit Büchern und Welten erfreuen. Die uns an ihren Ideen teilhaben lassen und uns aber trotzdem die Freiheit lassen, vieles selbst zu gestalten. Denn diese Freiheit ist es, die Bücher für mich persönlich wertvoller macht als Filme. Jeder der ein Buch liest wird zum Mitgestalter der Welt darin. Der Autor hat „nur“ die Hoheitsgewalt über die Handlung und das ist auch gut so, denn er hat – metaphorisch gesehen – dieses Haus gebaut. Der Leser verpasst ihm lediglich einen Anstrich.

Und lieber nehme ich die „Anstrengung“ der Malerei in Kauf, als ständig vor einem fertigen Gebilde zu stehen.
Denn das, was man dafür erhält ist jede Anstrengung wert!

Eure
DarkFairy

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